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Wir bekommen ein Baby - und alles wird anders...

Wir bekommen ein Baby - und alles wird anders...

Released Tuesday, 9th April 2024
Good episode? Give it some love!
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Tuesday, 9th April 2024
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Episode Transcript

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0:00

<Indra>Wir bekommen ein Baby. <Marcus>Die Paarflüsterei.

0:06

<Marcus>Echte Fälle einer Beziehungs- <Marcus>und Sexualtherapeutin.

0:09

<Indra>Mit Frau Liebe und den Willers.

0:12

<Indra>Alle Fälle sind echte Geschichten. <Indra>Wir haben uns aber aus Schutz der Klienten erlaubt, Handlungen und Charaktere so abzuwandeln, dass niemand in seinen Persönlichkeitsrechten vernetzt wird.

0:23

<Andrea>Ihr könnt euch diesen Podcast anhören, einfach nur zur Unterhaltung oder auch, um für euch Dinge rauszuziehen, die eure eigene Beziehung betreffen.

0:30

<Andrea>Denn ihr werdet in jeder Folge Parallelen zu euch finden.

0:34

<Marcus>Wenn aus zwei, drei werden, dann wird alles anders.

0:37

<Indra>Nie verändert sich in deinem Leben in so kurzer Zeit so viel.

0:41

<Indra>Das steht aber in keinem Babybuch und niemand erzählt dir, was eigentlich mit deiner Beziehung passiert.

0:47

<Andrea>Wir erzählen heute die Dinge, die ihr wissen müsst, wenn ihr Mama und Papa werdet.

0:51

<Marcus>Vielleicht stellen wir uns erstmal kurz vor, die Andrea Bräu führt eine Paartherapiepraxis für Sexual-

0:58

<Marcus>und Paartherapie mitten in München, die Beziehungspraxis.

1:02

<Indra>Genau, das macht sie schon seit 20 Jahren.

1:05

<Indra>Und der Markus und ich, wir sind Journalisten.

1:08

<Indra>Und ich bin außerdem Radiomoderatorin bei einem großen Radiosender.

1:12

<Indra>Und wir zwei sind auch eine Familie.

1:14

<Indra>Wir zwei sind eine Familie. <Marcus>Wir haben noch zwei Kinder, die Letizia und den Konstantin.

1:19

<Marcus>Die Letizia ist 19, der Konsti 15. <Marcus>Und wir reden heute über die Momente, wenn man Babys bekommt.

1:25

<Marcus>Und die Babyphase, die Kleinkindphase und die Pubertät haben wir überlebt.

1:29

<Marcus>Ja, wir haben es überlebt. Gratulation, überlebt, überlebt.

1:34

<Marcus>Also es ist das Schönste auf der Welt, Kinder zu kriegen, da braucht man gar nicht drüber reden.

1:38

<Marcus>Das steht immer über allem.

1:40

<Marcus>Aber es bringt dich zeitweise wirklich an deine Grenzen.

1:44

<Marcus>Das ist so. <Indra>Das Schlafdefizit war einfach, finde ich jetzt, das Allerschlimmste, als sie klein waren.

1:50

<Indra>Dann die Pubertät, in der wir uns ständig anhören mussten.

1:53

<Indra>Mama, Papa, ihr seid so peinlich.

1:57

<Marcus>Oder Chill mal dein Leben. <Marcus>Chill mal deine Basis.

2:01

Kannst du dein Zimmer aufräumen.

2:03

<Indra>Und dann kommt so Chill mal dein Leben. <Andrea>Normalerweise erzählen wir euch ja sozusagen echte Geschichten aus meiner Praxis und für unseren heutigen Podcast.

2:12

<Andrea>Es ist etwas anders. <Andrea>Wir haben nämlich keinen exemplarischen Fall, weil in der Situation, um die es heute geht, ja noch niemand kommt.

2:21

<Andrea>Weil die Menschen kommen erst dann, wenn der Leidensdruck da ist.

2:24

<Andrea>Also wenn die Probleme schon längst eingezogen sind.

2:27

<Andrea>Und das haben wir uns überlegt, finden wir schade.

2:29

<Andrea>Weil viele machen Geburtsvorbereitungen, lesen Bücher über Babys und über Erziehungen.

2:34

<Andrea>Aber unsere Beziehung vernachlässigen wir oft, wenn ein Baby kommt.

2:38

<Andrea>Und es ist gar nicht böse gemeint, das passiert automatisch.

2:41

<Marcus>Aber dafür erzählen wir euch, wie das bei uns war.

2:43

<Marcus>Und wenn wir uns daran erinnern, an welche Grenzen wir gekommen sind und was wir besser vorher hätten wissen müssen, dann wäre es vielleicht später einfacher gewesen.

2:51

<Marcus>Wenn aus zwei nämlich drei wären, dann geht immer etwas kaputt.

2:55

<Marcus>Es kommt zwar was Neues, aber ein alter Teil, der leidet und zwar die Paarbeziehung.

3:00

<Marcus>Andrea hat es euch gerade schon gesagt und es war bei uns auch so.

3:03

<Marcus>Heute weiß ich, das ist ganz normal. <Marcus>Man denkt zwar, wo ist man gerade, in welchem Rad, aber es ist ganz normal.

3:09

<Marcus>Anders geht es gar nicht, weil wir sind keine Supermenschen.

3:13

<Marcus>Es geht nur so. <Marcus>Aber damals war ich zeitweise schon ganz schön frustriert, muss ich sagen.

3:18

<Marcus>Das war gar nicht so einfach. <Indra>Und ich auch, aber aus anderen Gründen als du.

3:22

<Andrea>Das kann ich mir vorstellen. <Andrea>Alle denken ja, wenn man eine Familie wird, dann ist das Ziel erreicht, aber da geht es erst richtig los.

3:30

<Andrea>Und man muss wirklich sagen, wenn aus 2 in 3 werden, dann haben wir immer eine Übergangskrise.

3:46

<Marcus>Also die Schwangerschaft habe ich mir jetzt bei uns, bevor ich damit zu tun hatte, idealisiert vorgestellt, muss man ganz klar sagen.

3:54

<Marcus>Ja, so romantisch.

3:57

<Marcus>Indra war vor mir schon mal kurz verheiratet und hat die Letizia mitgebracht.

4:01

<Marcus>Die war damals noch ganz klein, aus ihrer ersten Ehe.

4:05

<Indra>Aber wir haben uns damals, also mein Ex-Mann und ich, jetzt nicht getrennt, weil ein Baby kam, da gab es ganz andere Gründe.

4:12

<Indra>Später habe ich dann Markus kennengelernt.

4:14

<Marcus>Und ich habe mich unsterblich in dich verliebt, Spasslchen.

4:17

<Marcus>Aber ich wusste auch von Anfang an, Indra, dich gibt es ja nur mit Baby, also im Doppelpack.

4:23

<Marcus>Ich habe mir da natürlich Gedanken drüber gemacht. <Marcus>Als es dann enger geworden ist, habe ich mir schon gedacht, also da musst du dann schon Verantwortung übernehmen und das habe ich auch ganz ernst genommen.

4:33

<Indra>Dass wir beide uns über den Weg gelaufen sind, das war übrigens Zufall.

4:36

<Indra>Wir haben uns über den Job kennengelernt.

4:38

<Indra>Ich war da überhaupt nicht auf Partnersuche.

4:40

<Indra>Das war nicht mein Plan. <Indra>Müsst ihr euch vorstellen, mein Fokus war mein Baby, mein Job und meine Scheidung, meine Trennung.

4:47

<Indra>Also mit Männern, ganz ehrlich, wollte ich erstmal überhaupt nichts mehr zu tun haben.

4:52

<Indra>Ganz ehrlich, Frage, dass ich ein Kind hatte, das hat dich nicht gestört, oder?

4:55

<Marcus>Nee, das hat mich überhaupt nicht gestört. <Marcus>Also ich fand das, ich fand dich ja eine ganz tolle Frau.

5:00

<Marcus>Und äh, auch eine ganz... <Indra>Heute ist das anders, aber da meinst du...

5:04

<Marcus>Nein, nein, nein, das sehe ich. <Marcus>Ich finde dich heute auch noch eine ganz tolle Frau.

5:06

<Marcus>Aber ich fand vor allem auch, dass du eine ganz tolle Mami warst.

5:10

<Marcus>Weiß ich nicht genau, wie sehr das mich mehr hat in dich verlieben lassen.

5:13

<Marcus>Ich weiß es nicht. <Marcus>Aber ich konnte quasi schon sehen, wie du mit Kindern bist.

5:16

<Marcus>Was total gut ist. <Marcus>Das ist ein Riesenvorteil.

5:19

<Marcus>Weil oft verändern sich Frauen ja radikal oder auch Männer, wenn sie Mutter werden oder Väter.

5:23

<Marcus>Und ich habe quasi nicht die Katze im Sack gekauft, sondern ich wusste schon, was du da kannst und wie du als Mutter bist.

5:31

<Marcus>Da habe ich mir so gedacht. <Marcus>Da habe ich mir so gedacht.

5:35

<Indra>Ja, und trotzdem später, als wir dann unseren gemeinsamen Sohn bekommen haben, hat uns das dann an totale Grenzen gebracht.

5:44

<Indra>Ein Kind war für mich easy, auch mit meinem Ex-Mann.

5:47

<Indra>Das ging irgendwie ganz, ganz gut.

5:51

<Indra>Mit einem Kind kann sich immer noch einer mal Zeit für sich können, mit zwei kleinen Kindern.

5:56

<Indra>Und Job war ich persönlich dann echt am Anschlag.

5:59

<Indra>Ich bin dann auch mal ausgeflippt. <Indra>Ich habe Markus angeschrien.

6:02

<Marcus>Ja voll, du hast mich auch Arschloch genannt und so Sachen.

6:06

<Andrea>Das dürft ihr mir doch gar nicht sagen.

6:08

<Marcus>Absolut, hat sie gesagt. <Indra>Und ich habe einen Teller in der Küche vor dir, vor Wut, auf den Boden geschmissen und geschimpft, obwohl ich sowas eigentlich nie mache.

6:22

<Indra>Ich bin eigentlich kein Ausflipper.

6:24

<Indra>Warum erzähle ich euch das? <Indra>Ich konnte einfach nicht mehr.

6:27

<Indra>Ich war so am Anschlag. <Indra>Andrea, was ist da los?

6:31

<Indra>Warum bin ich jetzt zum Beispiel, wir nehmen mich jetzt mal exemplarisch, warum bin ich da so mutiert?

6:36

<Andrea>Es ist mir lieber, wir nehmen dich als mich.

6:38

Und jetzt bin ich morgen arbeitslos.

6:42

<Andrea>Also was passiert da? <Andrea>Man muss sich vorstellen, das ist eine Situation, an die wir eigentlich nicht herangeführt werden.

6:49

<Andrea>Das lernen wir, indem wir einfach Learning by Doing machen.

6:53

<Andrea>Und es hat ja nicht jeder das Glück und hat ein richtig einfaches Kind, was sofort durchschläft, das soll es geben.

6:58

<Andrea>Ich glaube das ja kaum. <Andrea>Dann sind es halt andere Dinge, die dann da...

7:02

<Andrea>Dann ist das Kind ein bisschen kränklich oder irgendwie gibt es immer was zu tun.

7:06

<Andrea>Ich denke, was wichtig ist, wir haben in der Zeit, wo das Baby so bedürftig ist und wo wir ja auch die Bedürfnisse dieses Babys erfüllen und erfüllen müssen, das duldet ja keinen Aufschub.

7:17

<Andrea>Wir sind sozusagen in dieser Abhängigkeit, uns 24-7 um das Baby zu kümmern.

7:21

<Andrea>Und da wird es einfach psychisch sehr, sehr schnell sehr eng.

7:25

<Andrea>Und wenn wir uns vom Partner nicht so unterstützt fühlen, wie wir uns das wünschen würden, weil der ja auch aus dem letzten Loch pfeift, oft, dann wird es wirklich richtig eng.

7:37

<Andrea>Und wenn es psychisch eng wird, verfallen wir oft in die Muster, die wir vielleicht kennen oder die funktionieren, die wir vielleicht auch mal gelernt haben.

7:45

<Andrea>Und dieses Ausflippen, was du vielleicht um Tagesgeschehen besser kaschieren kannst, kommt dann in so einer Notsituation einfach dann nach oben.

7:56

<Andrea>Und auch ich kenne solche Situationen.

7:58

<Indra>Ich muss euch kurz erzählen, die erste Schwangerschaft, die war total easy.

8:02

<Indra>Ich war super jung, ich war so 24.

8:05

<Indra>Da war mir so drei Monate so ein bisschen flau.

8:07

<Indra>Und danach war ich super fit. <Indra>Ich habe bis zum letzten Tag Wände gestrichen.

8:10

<Indra>Ich habe Rasen gemäht. <Indra>Es war dieser Gigantensommer 2003.

8:15

<Indra>Es war wochenlang einfach nur heiß und nur schön.

8:20

<Indra>Damals habe ich in Hamburg gelebt.

8:22

<Indra>Das war der Sommer meines Lebens. <Indra>Ich habe mich total wohlgefühlt.

8:25

<Indra>Das mag auch an den Hormonen gelegen haben.

8:27

<Indra>Und ich hatte so einen totalen Nestbautrieb. <Indra>Und ich habe Kissen gekauft wie verrückt.

8:31

<Indra>Das ganze Haus war voll mit Kissen wie so eine Amsel.

8:34

<Indra>Die Geburt war dann nicht so toll. <Indra>Ich hatte die von meiner Tochter.

8:38

<Indra>So die mit den Wehen da und das ganze Gedöns.

8:42

<Indra>Am Ende hatte ich dann auch einen Notkaiserschnitt. <Indra>Na ja.

8:44

<Indra>So und dann kam die zweite Schwangerschaft.

8:47

<Marcus>Ich habe mich total auf diese Schwangerschaft gefreut.

8:49

<Marcus>Weil ich habe ja schon erzählt, ich hatte da so ein ganz idealisiertes Bild.

8:52

<Marcus>Das wird total romantisch. <Marcus>Und dann streichle ich den Bauch meiner Frau.

8:55

<Marcus>Und dann rede ich schon indirekt mit meinem Sohn oder meiner Tochter.

9:01

<Marcus>Ich habe mir das wirklich ganz romantisch vorgestellt.

9:03

<Marcus>Ich habe die Schwangerschaft, die war tatsächlich ein Albtraum.

9:06

<Marcus>Und ich erkläre euch auch gleich wieso.

9:09

<Indra>Die größte Liebe, die du jemals erlebt hast.

9:18

<Indra>Wenn du ein Baby bekommst und das erste Mal in seine Äugelchen schaust, empfindest du die größte Liebe deines Lebens.

9:25

<Indra>Ganz anders zum Beispiel als zu einem Partner oder deinen Eltern.

9:29

<Indra>Und die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich plötzlich nicht mehr.

9:32

<Indra>So war es zumindest bei mir. <Indra>Als ich meine Tochter bekommen habe, das Mäuschen, Letizia, da hatte ich das Gefühl, dass ich sie nie wieder aus meinen Armen geben kann.

9:40

<Indra>Ich habe sie im Krankenhaus auch nicht ins Babybettchen gelegt.

9:42

<Indra>Ich habe sie die ganze Zeit in meinen Armen gehalten und fassungslos angeschaut.

9:47

<Indra>Das war der Wahnsinn. <Indra>Das war wirklich unbeschreiblich.

9:50

<Indra>Was für ein Wunder. <Marcus>Und ich wusste von dir, weil ich dich so gesehen habe, dass du eine ganz easy, coole Mutter bist.

9:57

<Marcus>Und dass die erste Schwangerschaft total unproblematisch war.

10:01

<Marcus>Du hast mir erzählt von deinem Sommermärchen.

10:03

<Marcus>Und ich habe mir das auch so vorgestellt, ganz romantisch.

10:05

<Marcus>Aber das kam dann ganz anders, weil es war wirklich schwierig.

10:09

<Marcus>Es war ein Albtraum. <Marcus>Du kannst es schon so sagen.

10:12

<Marcus>Und du kannst aber gar nichts dafür. <Marcus>Das muss man jetzt mal auch sagen, weil die erste Geburt war eine Kaiserschnittgeburt.

10:17

<Marcus>Und eigentlich ein Notkaiserschnitt, weil es längere Zeit nicht normal geklappt hat.

10:22

<Marcus>Und aufgrund von dieser Kaiserschnittoperation, muss man ja auch sagen, es ist ja eine richtig große Operation, so ein Kaiserschnitt, hat sich bei dir eine organische Verwachsung gebildet.

10:33

<Marcus>Das heißt, die Blase ist ein bisschen falsch angewachsen.

10:35

<Marcus>Da müssen wir jetzt nicht in Details gehen.

10:38

<Marcus>Auf jeden Fall war es halt anders, als es eigentlich normal wäre.

10:41

<Marcus>Ich habe es gezwickt und gedrückt und es hat dir wehgetan.

10:44

<Indra>Das Problem war einfach, dass ich, müsst ihr euch vorstellen, ich glaube, nach dem dritten Monat, das erste Mal war mir sauschlecht.

10:51

<Marcus>Schlecht war dir ganz lang, ja. <Indra>Und ich habe einfach monatelang nur rumgenöhlt.

10:57

<Indra>Und ich habe viel gelegen. <Indra>Ich hatte Schmerzen.

10:59

<Indra>Und der Markus war so total enttäuscht und dachte sich so, das habe ich mir jetzt irgendwie ganz anders vorgestellt.

11:05

<Indra>Das hat er mir auch gesagt.

11:07

<Indra>Und ich war dann total traurig, weil ich mir dachte, ich kann ja gar nichts dafür.

11:10

<Indra>Und der Arzt hat immer gesagt, nee, alles in Ordnung, alles in Ordnung.

11:12

<Indra>Und später dann bei der Geburt stellte sich dann heraus, da haben die das auch gesehen, dass die Organe da zusammengewachsen waren und haben dann auch erklärt, klar, das macht natürlich unfassbar starke Schmerzen.

11:21

<Indra>Und daher kam das dann auch. <Indra>Aber monatelang war ich erst mal eine total stressige Schwangere.

11:27

<Indra>Und dann weiß ich noch, da war ich im sechsten Monat, hat der Markus mir dann einen Heiratsantrag gemacht.

11:34

<Indra>Meine Herren, und das ist völlig nach hinten losgegangen.

11:39

<Indra>Der verkackte Heiratsantrag.

11:47

<Indra>Es war wirklich verkackt. <Marcus>Wir waren noch nicht verheiratet.

11:52

<Marcus>Und natürlich war mein Plan, dass ich sie heiraten will.

11:55

<Marcus>Ja klar, das ist die Frau meines Lebens.

11:57

<Marcus>Und wir bekommen ein Kind. <Indra>Aber meine Mutter hat auch ganz schön Druck gemacht.

12:00

<Marcus>Willst du jetzt meine Geschichte erzählen? <Marcus>Also ich fange nochmal an.

12:05

<Marcus>Also als ich schwanger war, da waren wir noch nicht verheiratet.

12:07

<Marcus>Als ich schwanger war. <Marcus>Als Indra schwanger war, waren wir noch nicht verheiratet.

12:11

<Marcus>Und natürlich war mein Plan, dass ich sie heiraten will.

12:14

<Marcus>Sie ist ja die Frau meines Lebens. <Marcus>Wir bekommen ein Kind.

12:16

<Marcus>Das ist der nächste Schritt, dass wir heiraten. <Marcus>Völlig klar.

12:19

<Marcus>Und ich habe mir darüber natürlich Gedanken gemacht. <Marcus>Und die Sache war auch klar für mich.

12:23

<Marcus>Aber meine Schwiegermutter war schneller.

12:26

<Marcus>Kaum war der Konsti auf der Welt. <Marcus>Da hat sie zu mir gesagt, es war glaube ich echt in der ersten Woche.

12:31

<Marcus>Du heiratest Indra doch jetzt, oder?

12:34

<Marcus>Ich habe dann so irgendwas gestammelt. <Marcus>Na klar, so irgendwie.

12:39

<Marcus>Für mich war das ja das erste Mal. <Marcus>Und es sollte natürlich ganz romantisch sein und ganz besonders und so.

12:44

<Marcus>Kann ja nicht vorher schon der Schwiegermutter irgendwie meine Entscheidung erzählen.

12:47

<Indra>Ich war so sauer auf sie, das könnte ich gar nicht vorstellen.

12:50

<Marcus>Und alle anderen, ihr hattet ja alle schon mal Übung.

12:53

<Marcus>Die zweite Runde. <Marcus>Und dann kam Silvester.

12:56

<Marcus>Indra und ich haben uns in Köln kennengelernt beim Arbeiten.

13:00

<Marcus>Und hatten da eine ganz tolle Zeit.

13:02

<Marcus>Und ich dachte mir, wir fahren nach Köln über Silvester in das Hotel, in dem ich damals gewohnt habe.

13:09

<Marcus>Und ich organisiere das Essen und dann frage ich sie, ob sie meine Frau werden will.

13:13

<Marcus>Und den Ring habe ich vorher schon gekauft. <Marcus>Eine ganze Weile hatte ich den schon in meiner Tasche.

13:18

<Marcus>Und da war der 31. <Marcus>Dezember und ich erzähle Indra, dass wir Silvester in Köln feiern können, weil ich geplant habe, dass wir es machen.

13:26

<Marcus>So mit allem Pipapo. <Marcus>Und dann sagt sie, okay, fahren wir nach Köln.

13:30

<Marcus>Fliegen konnten wir nicht, das war schon zu spät, das war nicht gut.

13:33

<Marcus>Also fahren wir mit dem Auto hin. <Marcus>Wir fuhren los und Indra ging es nicht so gut.

13:37

<Marcus>Wir haben ja schon gehört, wieso? <Marcus>Und ihr war schlecht und der Bauch tat weh.

13:41

<Marcus>Autofahren war noch schlechter. <Marcus>Das war überhaupt nicht gut.

13:44

<Marcus>Dann sind wir nach einer halben Stunde wieder umgedreht und zurückgefahren.

13:49

<Marcus>Eingekauft hat natürlich auch nichts. <Marcus>Also gab es irgendwas, was noch da war.

13:52

<Marcus>Ich hatte die ganze Zeit den Ring in der Tasche und habe auf den richtigen Moment gewartet.

13:56

<Marcus>Kurz vor Silvester, das war wie ein Geschenk des Himmels, hat es dann zu schneien angefangen.

14:02

<Marcus>Wir standen auf unserer Terrasse und von der Terrasse konnte man über ganz München schauen.

14:06

<Marcus>Da war das Feuerwerk und dann bin ich auf die Knie.

14:09

<Marcus>Und habe gesagt, Spaß, du willst meine Frau werden.

14:11

<Marcus>Aber es war natürlich anders geplant. <Marcus>Aber sie hat zum Glück Ja gesagt.

14:17

<Indra>Was eine Schwangerschaft mit dem weiblichen Körper macht und das schönste Gefühl.

14:29

<Andrea>Eine Schwangerschaft macht bei einer Frau nicht nur psychisch etwas, sondern vor allem auch physisch.

14:37

<Andrea>Und es gibt sehr viele Frauen, die unglaublich agil sind und die keine Wassereinlagerungen haben.

14:45

<Andrea>Und die haben furchtbar viel Glück.

14:48

<Andrea>Und dann gibt es aber welche, die, ich nenne die immer so ein bisschen Typ Walross, dazu gehörte auch ich.

14:55

<Andrea>Ich hatte dann letztendlich die Schuhe meines Mannes an und ich hatte auch seine Händen an.

14:59

<Andrea>Und er war jetzt kein Krischball, wie wir sagen, sondern ich hatte wirklich teilweise 43er Schuhe an, weil ich in nichts mehr reingepasst habe.

15:07

<Andrea>Mir hat kein Ring mehr gepasst und ich gehörte auch zu denen, die sich eher schwergetan haben.

15:12

<Andrea>Und das macht auch etwas mit der Psyche, wenn man sich ja nicht mehr so attraktiv fühlt.

15:17

<Andrea>Ich habe auch Freundinnen gehabt, die waren wunderbar drauf, die sahen toller aus, denn je, die hatten letztendlich nur ein bisschen ein Bäuchlein und alles war wieder gut.

15:25

<Indra>Es kann aber sein, dass es so oder so ist.

15:28

<Indra>Bei meiner Tochter habe ich auch damals, war ja 24, nur so ein bisschen zugenommen, nur so am Bauch.

15:33

<Indra>Zwei Wochen nach der Geburt sahen sich eigentlich aus wie vorher und der Bauch auch.

15:36

<Indra>Also es war wirklich crazy. <Indra>Bei Conti war ich auch Abteilung Walros, Andrea.

15:42

<Indra>Und das Schlimme ist, als es schon draußen war, sah ich immer noch schwanger aus.

15:47

<Indra>Und alle so, ja wann kommt das Baby denn? Und ich so, oh mein Gott ey.

15:51

<Indra>Also liebe Hörerinnen, liebe Hörer, nach dem Stillen war es dann noch schlimmer, also für mich gefühlt.

15:57

<Indra>Da sah ich, ich bin jetzt ganz ehrlich, weil ich finde, es gibt so ein paar Dinge, die muss man einfach mal erklären.

16:00

<Indra>Und wenn man weiß, das geht anderen auch so, dann kriegt man auch nicht so die Krise.

16:04

<Indra>Da sah mein Busen so schlimm aus, dass ich zu meinem Frauenarzt gesagt habe, jetzt hören sie mal, was sind denn das da für hängende Schläuche?

16:10

<Indra>Ich brauche eine Busen-OP, das ist ja fürchterlich, so kann ich nicht weiterleben.

16:15

Ja, erst sah es super aus, aber das war eine Katastrophe.

16:18

<Andrea>Ich möchte ganz klar sagen, 9 Monate kommt's, 9 Monate geht's, sagt man.

16:22

<Andrea>Und das ist auch so, es dauert eine Zeit lang, es bildet sich ganz viel zurück.

16:27

<Andrea>Natürlich wird nichts mehr so, wie es war.

16:29

<Andrea>Das ist in ganz vielen Dingen einfach so. <Andrea>Aber ich habe ein Baby zur Welt gebracht.

16:33

<Andrea>Und wenn man sich mal so ein Baby anguckt, für mich war das der Wahnsinn.

16:36

<Andrea>Mein erster Sohn hatte fast 4 Kilo.

16:39

<Andrea>Ich habe gedacht, ich sehe mich richtig und habe mich gefragt, wo war dieses Kind?

16:43

<Andrea>Ich meine, 4 Kilo ist ein riesen Kind. <Andrea>Der war fast 60 cm groß.

16:48

<Andrea>Das war unfassbar. <Andrea>Ich habe den angeguckt und habe gedacht, wo war dieses Kind?

16:52

<Andrea>Und ich kann nur immer wieder sagen, Männer, macht euren Frauen lieber zu viel als zu wenig Komplimente.

16:58

<Andrea>In der Zeit der Schwangerschaft und um die Geburt herum ist jede negative Geschichte, die wiegt mindestens 5 bis 50 mal schwerer als außerhalb dieser Zeit.

17:10

<Marcus>Das ist auch etwas, das man wissen muss. <Marcus>Bei uns passiert ja nichts.

17:14

<Marcus>Wir bleiben wie vorher und es tut sich gar nichts.

17:17

<Indra>Ich habe so viele Babybücher gelesen in dieser Zeit, Andrea.

17:20

<Indra>Ich wusste wirklich zu jedem Stadium, wie weit ist das Baby, was mache ich danach.

17:25

<Indra>Aber in diesen ganzen Büchern stand von all dem gar nichts.

17:27

<Indra>Meine Mama hat mir das auch nicht gesagt. <Indra>Ich war ja noch relativ jung.

17:30

<Indra>Ich hatte auch keine Freundin, die schon ein Kind bekommen hat.

17:32

<Indra>Mir hat das keiner erklärt. <Indra>Ich wusste auch nicht, wie sieht denn der Bauch danach aus und wie ist denn das dann und wie ist denn überhaupt alles.

17:38

<Indra>Also ich war ein bisschen überfordert. <Indra>Aber du hast gerade was sehr Schönes gesagt.

17:42

<Indra>Ein Baby kommt 9 Monate und der Körper braucht genauso lang, um sich wieder einigermaßen zu regenerieren.

17:47

<Andrea>Bevor wir überhaupt irgendwas machen oder tun oder ein Urteil bilden.

17:51

<Indra>Genau. <Indra>Und das hat damals mein Frauenarzt auch gesagt, als ich mit meinen hängenden Brüsten völlig verzweifelte.

17:57

<Indra>Ja, sorry, so war das. <Indra>Davor ihm stand und ich kann nur sagen, es hat sich dann auch alles wieder relativ erholt.

18:03

<Indra>Also es ist wirklich so. <Indra>Man muss es wissen, man darf nicht die Krise kriegen.

18:07

<Marcus>Also ich weiß nicht, mir hat das nicht so viel ausgemacht, wenn ich ehrlich bin.

18:09

<Indra>Aber ehrliche Frage mal. <Indra>Ich war ja auch so Abteilung Wahlrohrs, wie die Andrea uns auch schon gesagt hat.

18:15

<Indra>Ganz ehrlich, heute kannst du es mir ja sagen. <Marcus>Ich sag's dir.

18:18

<Marcus>Ich fand's nicht schlimm. <Indra>Echt nicht? <Marcus>Für mich war das normal.

18:22

<Marcus>Das wichtigste ist doch, dass du auch mein Kind bekommst.

18:26

<Marcus>Das finde ich jetzt erstmal wichtig. <Marcus>Da wirst du natürlich als Frau, die einen sexuell inspiriert.

18:31

<Marcus>Das mag sein, dass es ein bisschen nach hinten geht in dem Moment.

18:34

<Marcus>Weil da geht's dann nur noch um die Mutterrolle. <Marcus>Die ist dann schon so ein bisschen im Vordergrund.

18:37

<Marcus>Es gibt bestimmt auch Männer, die finden schwangere Frauen ganz sexy.

18:40

<Marcus>Das weiß ich nicht. <Marcus>Ich bin ehrlich, ich fand's nicht ganz so sexy.

18:43

<Indra>Sag ich doch. <Marcus>Ja, aber das ist doch nicht so schlimm.

18:45

<Marcus>Du musst du nicht jede Sekunde für mich sexy sein.

18:47

<Marcus>Das ist ja gar nicht realistisch.

18:50

<Andrea>Das hast du schön gesagt. <Indra>Das hast du sehr schön gesagt.

18:52

<Indra>Ich muss euch jetzt noch von dem schönsten Gefühl in der Schwangerschaft erzählen.

18:56

<Indra>Andrea, ich glaube, das kannst du auch bestätigen, ist dieses Gefühl, wenn ein anderer Mensch in deinem Körper lebt.

19:03

<Indra>Das ist wirklich unbeschreiblich.

19:05

<Indra>Wie so ein Alien, aber ein süßer Alien.

19:08

<Indra>Also wenn du das erste Mal spürst, da dreht sich etwas in deinem Körper.

19:13

<Indra>Das ist crazy, oder? <Indra>Das ist Magic.

19:15

<Indra>Wie war das bei dir? <Andrea>Das ist wie so eine kleine Kaulquappe und ich wusste das.

19:18

<Andrea>Ich wusste, das würde sich anfühlen, so ein bisschen wie Blähungen.

19:21

<Andrea>Irgendwie so wie so kleine Kaulquäppchen.

19:24

<Andrea>Und das ist ja um die 16.

19:27

<Andrea>17. <Andrea>18. <Andrea>Woche herum passiert das.

19:29

<Andrea>Und das fühlt sich wirklich ganz irre an. <Andrea>Es ist total irre.

19:32

<Marcus>Was, was wir Männer gar nicht verstehen. <Andrea>Nein, das ist irre.

19:36

<Andrea>Das kann man sich auch gar nicht vorstellen, wie das dann ist.

19:39

<Indra>Ich hatte auch noch nie etwas oder du, was ich jetzt euch Männern erklären könnte, wie es sich anfühlt.

19:45

<Indra>Es ist als wäre ein Würmchen in deinem Körper.

19:47

<Indra>Und das dreht sich und du denkst dir so, oh mein Gott.

19:51

<Indra>Was ist das denn? <Marcus>Und natürlich baust du da schon so eine Bindung auf, neun Monate lang, was für den Mann ganz schwer ist.

19:57

<Marcus>Der sitzt da daneben und der kann natürlich auch mal den Bauch fühlen.

20:00

<Marcus>Füßchen sehen. <Marcus>Füßchen sehen, die dann rauskommen, genau.

20:03

<Marcus>Oder das Kind auch streicheln, auch fühlen, wenn sich das Kind bewegt.

20:07

<Marcus>Aber es ist trotzdem anders.

20:11

<Indra>Wir sind mit dem Baby zu Hause. <Andrea>Ja, und jetzt kommt es natürlich darauf an, was für ein Typ Mensch ich bin.

20:24

<Andrea>Es gibt die Frauen, und die sind leider sehr häufig in meiner Praxis zu finden, die alles richtig und vor allem nicht nur richtig, sondern perfekt machen wollen.

20:35

<Andrea>Und das sind die Frauen, die sich auch später schwer tun, alle diese Anforderungen, diese Rollen irgendwie unter einen Hut zu bringen.

20:45

<Andrea>Das sind die, die später einen Family Burnout bekommen.

20:49

<Andrea>Ich nenne das so. <Andrea>Weil sie letztendlich nicht alle Rollen perfekt hinbekommen.

20:55

<Andrea>Und mit so einem kleinen Baby zu Hause zu sein, das ist ja schon mal eine Verantwortung.

20:59

<Andrea>Manchmal denke ich mir, das hat meine Oma immer gesagt und meine Mutter, Kinder muss man jung bekommen.

21:06

<Andrea>Und manchmal denke ich mir, da ist schon auch was dran.

21:09

<Andrea>Weil man nicht so viele Ängste hat, man kennt nicht so viele Leute, man hat nicht so viele Vergleiche und geht eigentlich noch aus meiner Sicht etwas ungezwungener damit um, wie du gesagt hast, du kennst oder kanntest niemanden, der Kinder hatte.

21:21

<Andrea>Das heißt, du eiferst da nicht nach und lässt dich da verunsichern.

21:25

<Andrea>Du machst halt einfach irgendwie. <Indra>Ja, mit 24 war es easy, muss ich sagen.

21:29

<Indra>Mit dann Anfang 30 oder in die Ende 20, Anfang 30 war ich dort immer noch super jung, war es nicht mehr ganz so easy.

21:37

<Marcus>Aber das mag auch daran liegen, dass wir dann Zweit waren.

21:39

<Marcus>Also zwei Kinder ist ja noch mal eine ganz andere Geschichte als ein Kind.

21:43

<Marcus>Also als der Konzert auf die Welt kam, da war erst mal alles total neu.

21:47

<Marcus>Das war natürlich total spannend. <Marcus>Das Baby war Wahnsinn.

21:50

<Marcus>Und so als Mann hat man da schon so eine Art Schutzinstinkt entwickelt.

21:54

<Marcus>Also du denkst dir schon, du musst die alle beschützen und so.

21:56

<Marcus>Aber tatsächlich bist du erst mal mehr der Zaungast.

21:59

<Marcus>Das ist einfach so. <Marcus>Das lässt sich gar nicht irgendwie verhindern.

22:02

<Indra>Das heißt, du hast dich ausgeschlossen gefühlt? <Marcus>Nein, überhaupt nicht.

22:05

<Marcus>Ausgeschlossen würde ich mich erfüllen, wenn du denkst, du schließt mich aus.

22:09

<Marcus>Ich hatte einfach nicht so einen Zugang, ohne dass es jetzt von dir kam.

22:11

<Marcus>Sondern ich habe viel mehr zugeschaut. <Marcus>Du hast das Baby gestillt.

22:15

<Marcus>Ich habe schon auch die Windeln gewechselt. <Marcus>Und ich habe auch den Hubschrauber gemacht, wenn mein Pups quer saß.

22:20

<Marcus>Komm, jetzt pups mal. <Indra>Aber der Mann hat bestimmt auch immer gesagt, sei mir nicht böse.

22:25

<Indra>Das kommt bestimmt noch. <Indra>Aber ich kann damit nicht so viel anfangen.

22:28

<Marcus>Ja, und das ging dann aber ganz schnell und zwar ab dem Moment, als der Konsti auf mich reagiert hat.

22:35

<Marcus>Also der musste noch nicht Fußball spielen können, aber er hat auf jeden Fall auf mich reagiert.

22:39

<Marcus>Also allein schon mit Augen oder mit einem Lächeln.

22:41

<Marcus>Das machen kleine Babys ja noch nicht. <Marcus>Da war es für mich schwer, eine Beziehung aufzubauen.

22:45

<Indra>Das Thema Schlafdefizit, ja, das habe ich ja eingangs schon gesagt.

22:48

<Indra>Das war für mich irgendwie das größte Thema.

22:50

<Indra>Da habe ich mir dann wirklich ein Konzept überlegt, wie mache ich das denn, weil unsere Tochter ja auch noch relativ klein war und auch noch mal manchmal nachts wach geworden ist, weil sie schlecht geträumt hat oder so.

22:59

<Indra>Ich habe dann ein halbes Jahr den Konsti gestillt.

23:01

<Indra>Ich habe den einfach mit ins Bett genommen und dann so nebendran, damit ich also nachts nicht ständig aufstehen muss.

23:06

<Indra>Das hat ganz gut geklappt. <Indra>Schwierig wurde es bei uns in unserer Familie, als der Konsti ins Krabbelalter kam.

23:14

<Indra>Rückblickend war das unsere heftigste Zeit.

23:17

<Indra>Also zwei Kinder, Mäuschen, war damals um fünf Jahre alt.

23:21

<Indra>Der Kleine, der durch die Gegend gekrabbelt ist, wie ein Irrer, und ich nur am hinterherrennen.

23:25

<Indra>Das war die Zeit, wo ich vor Wut den Teller auf den Boden geschmissen habe.

23:28

<Indra>Und gesagt habe, du Arsch und so. <Indra>Weil ich konnte einfach nicht mehr.

23:31

<Marcus>Mit einem Kind, Letizia, war das bei uns alles ganz easy.

23:35

<Marcus>Wir haben beide gearbeitet. <Marcus>Wir hatten auch noch dazu einen Au-pair.

23:39

<Marcus>Und hatten auch trotz Kind sehr viel Zeit zu zweit, was ganz gut war.

23:44

<Marcus>Aber als der Konsti dann da war, wurde es schon schwierig.

23:46

<Marcus>Man würde jetzt denken, die Belastung verdoppelt sich, wenn ein Kind dazukommt, aber das stimmt gar nicht.

23:51

<Marcus>Das ist viel mehr. <Marcus>Ich würde sagen, es verdreifacht sich plötzlich.

23:54

<Marcus>Weil du überhaupt nicht mehr weißt, wohin mit deinen ganzen Sachen.

23:56

<Marcus>Und dann hast du überhaupt keine Luft mehr im Kopf, irgendwas zu regeln.

23:59

<Marcus>Und es bleibt immer irgendwas auf der Strecke und es stresst.

24:03

<Marcus>Wir wollten natürlich auch alles richtig machen.

24:06

<Marcus>Wir wollten beiden Kindern gerecht werden, damit keins eifersüchtig wird.

24:09

<Marcus>Aber das geht operativ ja gar nicht. <Marcus>Kinder werden immer eifersüchtig und die versuchen immer einzufordern.

24:14

<Marcus>Ich will jetzt Aufmerksamkeit haben und zeigen, das mit Eifersucht.

24:18

<Marcus>Und die Letizia, das ältere Kind, musste ja auch ihre volle Aufmerksamkeit plötzlich teilen.

24:23

<Marcus>Also die volle Aufmerksamkeit, die sie vorher hatte.

24:25

<Andrea>Früher ging es ja ganz anders. <Andrea>Heute gehen Eltern damit um, dass sie sagen, so, jetzt kriegst du ein Geschwisterchen und dieses Geschwisterchen bringt vielleicht ein Geschenkchen mit.

24:34

<Andrea>Und so weiter und so fort. <Andrea>Ja, so haben wir es auch gemacht.

24:36

<Andrea>Und früher, ich meine, du musst immer vorstellen, so meine Jahrgänge oder die 60er-

24:40

<Andrea>70er-Jahrgänge, da ist die Mutter weg.

24:43

<Andrea>Das habe ich so oft gehört. <Andrea>Und plötzlich kam die mit einem neuen Kind.

24:46

<Andrea>Also die Kinder haben da nicht das Bäuchlein gestreichelt.

24:49

<Andrea>Das hat wahrscheinlich damals nicht mal der Mann gemacht.

24:51

<Andrea>Und dann kommt die Mutter aus dem Krankenhaus. <Andrea>Und plötzlich, zack, ist der neue Kronenprinz da.

24:54

<Andrea>Und der Alte hat abgedankt. <Marcus>Ich habe das Gefühl, ich bin da nicht so sicher.

24:58

<Marcus>Ich glaube, von der Generation, von der du da gerade sprichst, da waren, glaube ich, auch die ersten Kinder gar nicht mehr so Aufmerksamkeits-Junkies.

25:04

<Marcus>Da liefen generell Kinder eher nebenher.

25:07

<Marcus>Das wird immer mehr. <Marcus>Und ich glaube auch, dass der Trend dazu geht, dass es noch mehr wird.

25:12

<Marcus>Dann schaut man nach China, da ist es dann noch mehr. <Indra>Ich glaube, dass jetzt der eine oder andere in Panik gerät, wenn er uns zuhört.

25:17

<Indra>Okay, das passiert alles, wenn ich ein Kind bekomme.

25:20

<Indra>Wenn du ein Kind kriegst, kann es schwierig werden. <Indra>Wenn du zwei kriegst, ist es irgendwie Armageddon.

25:25

<Indra>Das muss auch nicht alles ganz so sein.

25:27

<Indra>Das ist ganz wichtig. <Indra>Es ist nur wichtig zu wissen, vielleicht ist es auch in abgeschwächter Form bei euch, liebe Hörerinnen, liebe Hörer jetzt irgendwie gerade mal krass.

25:36

<Indra>Ihr müsst nur wissen, es kann passieren. <Indra>Es muss nicht bei jedem so kommen, aber es kann passieren.

25:40

<Indra>Und wenn es passiert, ist es überhaupt nicht schlimm, weil es ist bei ganz vielen so.

25:43

<Marcus>Also ich würde sogar so weit gehen, dass ich sage, ein bisschen passiert es immer, weil einfach die Veränderung im Leben so stark ist.

25:50

<Marcus>Aber das Wichtigste ist, dass das Kinderhaben über allem steht.

25:55

<Marcus>Das heißt, es entlohnt es auf jeden Fall. <Marcus>Also es ist nicht so, dass man sich denkt um Gottes Willen, um Gottes Willen, sondern das ist schon schön und das ist auch richtig.

26:02

<Marcus>Und man hat da überhaupt keinen Zweifel.

26:04

<Marcus>Wenn man eine Beziehung führen würde und man hätte solche Probleme, die man hätte, als wenn man Kinder haben würde, würde man sagen, das mache ich nicht mehr, das ist doch blöd, das habe ich jetzt keine Lust mehr.

26:13

<Marcus>Aber diese Fragen stellen sich überhaupt nicht, wenn man Kinder hat.

26:16

<Marcus>Weil das muss so sein und das geht auch gar nicht anders.

26:20

<Indra>Die Dinge, die du wissen musst, wenn ihr ein Baby bekommt.

26:32

<Marcus>Wir fassen mal ganz kurz die wichtigsten Punkte zusammen.

26:35

<Andrea>Erstens, Muster.

26:38

<Andrea>Plötzlich, wenn es psychisch eng wird, kommen Verhaltensweisen zutage bei dir und bei deinem Partner, die du vielleicht vorher so nicht gesehen hast.

26:48

<Andrea>Diese Muster werden ausgelöst durch diese stressigen Situationen.

26:52

<Andrea>Es sind Muster, die es schon gab, als es deinen Partner für dich noch gar nicht gab.

26:57

<Andrea>Und entstammen der eigenen Kindheit oder Jugend.

27:00

<Andrea>Oft machen wir die Dinge unbewusst, genau wie unsere Eltern.

27:04

<Andrea>Oder wir schwenken ins komplette Gegenteil.

27:08

<Andrea>Es gibt verschiedene Sorten von aktuellen Eltern und später erklären wir sie dir.

27:14

<Indra>Zweitens, dein Schlafdefizit.

27:16

<Indra>Wir müssen dir nicht sagen, dass Schlafentzug eine Foltermethode ist, die Menschen in den Wahnsinn treibt.

27:22

<Indra>Sie wird politisch eingesetzt, um Menschen zum Reden zu bringen.

27:25

<Indra>Das ist so. <Indra>Also bitte sei milde mit dir.

27:27

<Indra>Jeder Mensch dreht irgendwann hohl, wenn er zu wenig Schlaf hat.

27:31

<Indra>Vergiss das bitte nie. <Indra>Du kannst gar nichts dafür.

27:34

<Indra>So funktionieren einfach unsere Körper. <Marcus>Drittens, wir Männer können enttäuscht sein und uns abgelehnt fühlen.

27:41

<Marcus>Männer finden den Zugang, habe ich vorher schon so erzählt, war bei mir auch so, zu dem Baby nicht so.

27:45

<Marcus>Es hat ihr auch nicht in ihnen gewohnt.

27:47

<Marcus>Und auch die Frau enttäuscht den Mann, weil er spielt nicht mehr die erste Geige.

27:51

<Marcus>Das tut vielen Männern wirklich weh.

27:53

<Indra>Viertens, auch wir Frauen können enttäuscht sein.

27:57

<Indra>Ich mache alles alleine. <Indra>Er hat nicht die gleichen Gefühle für unser Baby.

28:01

<Indra>Er muss sich doch so fühlen wie ich, denken wir Frauen.

28:04

<Indra>Aber das musste ich auch lernen. <Indra>Er hat eben ganz andere Gefühle.

28:08

<Andrea>Ganz genau. <Andrea>Fünftens am Limit.

28:11

<Andrea>Zum einen sind die Eltern so oft am Limit, dass es mit der anfänglichen Coolness vorbei ist und plötzlich viel mehr Konflikte auftauchen, dadurch, dass ich psychisch so instabil bin.

28:22

<Andrea>Das, was dann am ehesten wegfallen kann, ist die Mühe für den anderen, für den Partner, für den Blick und das Verständnis auf ihn, für die Neugier an seinem Leben.

28:31

<Andrea>Denn die Kinder muss man weiter versorgen und sie sind in der Priorität zunächst erst mal ganz oben.

28:36

<Marcus>Sechstens Stress im Alltag.

28:39

<Marcus>All das ist eingepackt in den ganz normalen Wahnsinn des Alltags.

28:42

<Marcus>So viel wie möglich soll ja weiter funktionieren.

28:44

<Marcus>Der Stress ist es, der die Partner oft unwirsch reagieren lässt.

28:48

<Marcus>Da ist halt einfach nicht mehr genügend Luft und das ist auch ganz normal, wenn man es weiß.

28:54

<Andrea>Siebtens die Rollenverteilung.

28:57

<Andrea>Früher war die Rollenverteilung völlig klar.

29:00

<Andrea>Der Mann verdient das Geld, die Frau macht die Familie.

29:03

<Andrea>Da gab es die Macht im Haus und die Macht außer Haus.

29:06

<Andrea>Heute wird alles ausgehandelt.

29:08

<Andrea>Wir sind ja unbedingt alle gleich.

29:11

<Andrea>Alles muss gleich sein, nicht nur gleichwertig, sondern auch gleichartig.

29:15

<Andrea>Die Zeiten sind weniger konstant und das macht es noch schwerer.

29:20

<Andrea>Die Großeltern sind oft nicht mehr da.

29:22

<Andrea>Sie wohnen woanders, manchmal auf der ganz anderen Seite Deutschlands.

29:25

<Andrea>Das Paar ist völlig alleine.

29:28

<Andrea>Noch viel früher, in der Mittelalterzeit und auch später, haben nicht nur Großfamilien, sondern ganze Dörfer Kinder großgezogen, wie es auch heißt.

29:36

<Andrea>Um ein Kind großzukriegen, braucht es ein ganzes Dorf.

29:40

<Indra>Achtens, die schleichende Entwicklung.

29:43

<Indra>Das Fiese ist, dass diese Veränderung schleichend in die Beziehung kommt.

29:48

<Indra>Das kann sich dann mit der Zeit aufstauen, bis einer von beiden dann explodiert.

29:52

<Indra>Für Konfliktlösung ist so gut wie keine Zeit mehr.

29:54

<Indra>Dabei wäre das aber sehr, sehr wichtig. <Indra>Wie das bei uns war.

30:04

<Marcus>Nachdem der Konsti dann auf der Welt war, hat Indra relativ schnell wieder zu arbeiten angefangen.

30:09

<Marcus>Ich habe weitergearbeitet. <Marcus>Ich hatte eine kurze Elternzeit.

30:11

<Marcus>Ich war irgendwie drei Monate zu Hause oder so was. <Marcus>Das gab es schon, ist klar.

30:15

<Marcus>Aber für mich hat sich erst mal relativ wenig geändert, weil ich habe ja gearbeitet.

30:18

<Marcus>Das war so wie vorher. <Marcus>Ich kam heim und dann gab es dann natürlich alle.

30:21

<Marcus>Aber mein Alltag war eigentlich mehr oder weniger gleich.

30:24

<Marcus>Ich kam aber nach Hause am Abend und war mit einer überforderten Indra konfrontiert, die eigentlich erwartet hat, dass ich mich mehr beteilige.

30:34

<Marcus>Für mich war es dann Spielen mit den Kinderspielen. <Marcus>Ich muss ja auch mit denen Zeit verbringen und essen und so.

30:39

<Marcus>Und dann die Kinder ins Bett bringen. <Marcus>Aber der Haushalt muss ja auch noch funktionieren.

30:47

<Marcus>Und da habe ich mich tatsächlich schwergetan, weil ich nicht gesehen habe, wie sehr du da am Limit warst, lange Zeit zumindest.

30:55

<Marcus>Und ich selbst bin aber auch nicht auf die Idee gekommen, da was an mir zu ändern, um dich da zu unterstützen, sodass wir da mehr ein Team sind.

31:02

<Marcus>Ich habe das nicht so wahrgenommen. <Marcus>Und wenn ich heute daran zurückdenke, dann glaube ich, wir hätten das Ganze mehr wie so ein Projekt angehen müssen, weißt du, oder wie eine Firma ein Problem erfassen, mehr darüber reden, einen Plan machen und dann lösen.

31:13

<Marcus>Aber das tut man nicht, weil jeder ist in seinem Ding drin und bleibt da so für sich am Limit in seiner Welt.

31:19

<Marcus>Und das, was eben auch in diesen großen Stressfaktoren runterfällt, ist das Verständnis für den Anderen, weil das kostet ja Energie.

31:26

<Marcus>Und davon hat man ja nicht so viel gerade. <Marcus>Aber das weiß man erst in der Rückschau, so war es bei uns auch, wenn man damit dann durch ist.

31:32

<Marcus>Und eins muss man auch sagen, es wird wieder leichter, wenn die Kinder größer werden.

31:37

<Indra>Aber ich erinnere mich noch an so ein paar Situationen.

31:40

<Indra>Und ganz ehrlich, ich war irgendwann mal so wütend, da habe ich mir gedacht, lass mich scheiden, der ist ja so doof, ich muss ja alles alleine machen und ich weiß nicht was.

31:46

<Indra>Also gerade diese Zeit, diese Kleinkindphase, habe ich vorhin schon geschildert, in Kombination mit meinem Schlafdefizit und dem Haushalt.

31:56

<Indra>Und ich habe mir gedacht, und er kommt dann abends ein bisschen mit den Kindern noch und juhu, und das war es dann.

32:01

<Indra>Und ich bin kurz vor dem Amok gelaufen. <Indra>Was mich dann wirklich auf Zinne gebracht hat, das war dann am Wochenende mal, da hast du dann ausgeschlafen.

32:08

<Indra>Und ich bin mit den beiden Kleinen auf dem Spielplatz.

32:11

<Indra>Ich kenne alle Spielplätze Münchens gefühlt.

32:13

<Indra>Und saß dann da ganz oft alleine morgens, damit er noch schlafen kann.

32:16

<Indra>Und habe mir irgendwann gedacht, bin ich eigentlich bescheuert? <Marcus>Ich hatte ja auch gefühlt die Berechtigung dazu, weil ich hatte ja eine anstrengende Arbeitswoche.

32:22

<Indra>Aber ich ja auch. <Indra>Weil ich habe ja auch dann wieder angefangen zu arbeiten.

32:25

<Indra>Die Miliziz war im Kindergarten. <Indra>Wir hatten ja ein Au-pair noch zu Hause.

32:28

<Indra>Also wir hatten sogar noch Unterstützung.

32:31

<Indra>Und trotzdem war das einfach dann irgendwann mal zu viel.

32:34

<Indra>Ja, und dann erinnere ich mich noch an eine Geschichte.

32:36

<Indra>Und da war ich dann richtig auf 180. <Indra>Der Konsti noch ganz klein, hat dann aber schon, war so vier, in so einer Kinder-Mini-Fußballgruppe gespielt.

32:45

<Indra>Und es war Markus Auftrag, am Wochenende zum Spiel zu fahren.

32:48

<Indra>Und es war auch Markus Auftrag, die von mir gewaschenen Trikots mitzunehmen.

32:53

<Indra>Und er hat das halt alles vercheckt.

32:55

<Indra>Und genau, dann hat der Trainer hier angerufen, wo der Konsti ist und wo die Trikots sind.

32:59

<Indra>Und alle warten. <Indra>Und da war ich da auch richtig ausgerufen. <Marcus>Ich habe meinen Wecker nicht gehört, sowas.

33:03

<Indra>Und ich bin aber während der Nacht, ich weiß nicht, wie oft, wach geworden.

33:06

<Indra>Und da habe ich mir mal gedacht, das kann ja wohl nicht wahr sein.

33:08

<Andrea>Und genau da geht es darum, dass der eine den Blick nicht mehr für den anderen hat, weil er eh schon aus dem letzten Loch pfeift.

33:15

<Andrea>Und ich erinnere auch an so eine Horrornacht, die kennt wahrscheinlich jede Mutter.

33:19

<Andrea>Und irgendwann hat mein Mann, mein damaliger Mann, hat dann gesagt, das finde ich jetzt schwierig, diese Schreierei und der Lärm, ich muss jetzt am Morgen aufstehen.

33:30

<Andrea>Ich hab gedacht, ich hab gedacht, dem reiße ich jetzt den Kopf ab.

33:36

<Andrea>Wir hatten auch zu dem Zeitpunkt auch schon zwei Kinder und hab gedacht, wie soll ich den nächsten Tag überleben?

33:41

<Andrea>Und bin dann sozusagen aus dem Schlafzimmer ausgezogen worden, weil es ihm zu laut war.

33:47

<Andrea>Und solche Situationen gibt es einfach, wo man natürlich auch sagt, wenn ich heute drauf gucke, denke ich mir, naja, irgendwo hat er ja auch ein bisschen Recht gehabt.

33:57

<Andrea>So, ich wollte gerade sagen, jeder hat aus seiner Sicht Recht.

34:00

<Andrea>Aber wir können die Position oder die Sicht des Anderen nicht mehr einnehmen, weil wir einfach keine Kapazitäten mehr haben in dem Moment.

34:06

<Indra>Aber was machen wir denn? <Indra>Wie hätte ich jetzt zum Beispiel den Markus dazu bekommen, dass er bitte mehr im Haushalt macht und mich mehr unterstützt?

34:13

<Andrea>Ich denke, wichtig wäre gewesen, in einem Moment, wo das nicht so hochkocht, weißt du?

34:18

<Andrea>Es gibt so eine Situation, schmiede das Eisen, wenn es kalt ist.

34:22

<Andrea>Und sich da zusammenzusetzen und zu sagen, nicht nur, du machst so wenig im Haushalt, Schatz, sondern ganz klar auch, pass auf, so geht es mir.

34:32

<Andrea>Und auch nachzufragen, was heißt das denn zu wenig?

34:34

<Marcus>Und es darf aber nicht so emotional sein. <Andrea>Nein, und deswegen, wenn es kalt ist.

34:38

<Andrea>Und nicht nachts um drei, wo alle aus dem letzten Loch pfeifen, zu sagen, ach, und was ich dir schon sagen wollte.

34:44

<Andrea>Und überhaupt, und ich denke schon über Trennung nach, und wenn das so weitergeht.

34:47

<Andrea>Und ich meine, da ist doch ganz klar, was da passieren wird.

34:50

<Indra>Also ihr meint, meine Konfliktlösung, du Arsch zu sagen und den Teller auf den Boden zu schmeißen, war jetzt nicht perfekt.

34:56

<Andrea>Da kannten wir uns ja auch noch nicht.

35:00

Unter meiner Obhut hättest du das nicht getan.

35:03

<Marcus>Aber jetzt mal ganz ohne Scheiß, wenn dir das jemand vorher erzählt.

35:08

<Marcus>Ich glaube, dass ich alle Fetzen mal. <Marcus>Weil einfach auch die Partnerschaft auf der Strecke bleibt.

35:14

<Marcus>Aber wenn man das vorher weiß, und wenn da nicht steht, wie man wickelt, das kann da auch steht, aber wenn auch steht, ihr müsst ein bisschen milde mit euch sein.

35:21

<Marcus>Ich glaube, dann ist es einfacher. <Indra>Aber jetzt wisst ihr es ja, liebe Hörerinnen, liebe Hörer, weil deswegen machen wir diese Folge des Podcastes.

35:29

<Indra>Auch wenn wir Dinge erzählen, die ein bisschen weh tun.

35:33

<Andrea>Weil es jetzt hier gerade passt an der Stelle.

35:35

<Andrea>Ich bin Quereinsteigerin als Therapeutin und ich bin eigentlich Geburtsvorbereiterin.

35:39

<Andrea>Und da war ja die Zeit wunderbar, wenn die Leute dann ihre Kinder bekommen haben.

35:44

<Andrea>Und ich habe Geburtsvorbereitung, Rückbildung, viel Eltern-

35:47

<Andrea>und auch Vaterkinderarbeit gemacht.

35:49

<Andrea>Natürlich noch in den Anfängen. <Andrea>Das Ganze ist ja quasi 100 Jahre her.

35:53

<Andrea>Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin deswegen Therapeutin geworden, weil ich gemerkt habe, dass jetzt die Dinge eigentlich erst richtig beginnen.

36:02

<Andrea>Da kamen dann eben die Frauen teilweise mit dem 1.

36:05

<Andrea>2. <Andrea>3. <Andrea>manchmal sogar 4. <Andrea>Kind.

36:08

<Andrea>Dann ging es darum, plötzlich ging der Mann fremd, die Schwiegermutter ist verstorben oder irgendjemand wurde pflegebedürftig.

36:13

<Andrea>Irgendwas war mit dem Kind. <Andrea>Ich wurde oft zu den Themen befragt.

36:19

<Andrea>Könnte ich dich mal was fragen? <Andrea>Ich habe da gemerkt, da komme ich an meine Grenzen.

36:22

<Andrea>Das war eigentlich der Grund, warum ich Therapeutin geworden bin.

36:26

<Marcus>Finde ich super, weil eigentlich ist ja das Bild in unserer Gesellschaft.

36:29

<Marcus>Richtig. <Andrea>Es ist alles happy-go-lucky.

36:32

<Andrea>Das weiße Leinenkleid, die blonde Mutter mit dem stillen Kind.

36:37

<Marcus>Und es trifft die Realität einfach nicht. <Marcus>Das gibt es auch, aber es gibt eben auch die andere Seite.

36:41

<Andrea>Und du denkst ja, als Mutter mit dir ist was nicht in Ordnung.

36:44

<Marcus>Wenn du als Mutter sagen würdest, jetzt gerade gehen mir meine Kinder so auf den Sack, dann würde jeder sagen, was bist du für eine Mutter?

36:51

<Indra>Weißt du, was ich mal gemacht habe? <Indra>Da waren die beiden noch relativ klein, haben sich total gezofft.

36:57

<Indra>Ich habe das hier alles überhaupt nicht in den Griff bekommen.

36:59

<Indra>Da habe ich mich heulend bei uns im Bad eingeschlossen.

37:02

<Indra>Und habe die mal für ein paar Minuten vor der Tür, vor der Barttür alleine sitzen müssen.

37:08

<Indra>Das habe ich dir noch nie erzählt. <Marcus>Ich habe sie vor den Fernseher gesetzt.

37:10

<Indra>Das habe ich dann auch schon gemacht, aber die haben mich auch nicht in Ruhe.

37:12

<Indra>Ich habe gesagt, Leute, hört ihr euch jetzt bitte. <Indra>Du machst das, du machst das, aber die haben einfach nicht auf mich gehört.

37:16

<Andrea>Und jede Mutter kennt solche Situationen.

37:20

<Andrea>Und wenn sie sie nicht kennt, dann lügt sie. <Indra>Ich saß heulend im Bad, wirklich heulend.

37:24

<Marcus>Und für dich war es ja doppelt doof, weil dann kam der Papa nach Hause und dann haben alle plötzlich gehört.

37:28

<Indra>Ja voll, bei mir gar nicht. <Marcus>Aber nur weil der nicht den ganzen Tag da ist, das ist ja total unfair.

37:34

<Marcus>Wäre der den ganzen Tag da, wäre es nicht so. <Andrea>Und dann sagt der Vater noch zur Frau, Was willst du denn?

37:39

<Andrea>Ich weiß gar nicht, was du hast. <Andrea>So schlimm ist doch das alles gar nicht und so anstrengend.

37:45

<Marcus>Bring die ins Bett und es läuft. <Indra>Und es läuft, genau.

37:49

<Indra>Unsere Elternmuster, von der Helikoptermutter bis zum Lost Vater.

38:01

<Andrea>Natürlich wissen wir, dass jeder Mensch sehr individuell ist.

38:05

<Andrea>Und bei jedem ist es auch ein bisschen anders.

38:07

<Andrea>Aber ich kann in meiner Praxis doch einige Muster gut erkennen.

38:12

<Marcus>Liebe Hörerinnen, liebe Hörer, solltet ihr schon ein Kind haben oder erwartet eins, dann überlegt jetzt mal, wer du bist oder wer du sein könntest.

38:20

<Marcus>Wir schildern jetzt nur mal die, ich sag mal, Problemfälle, was ein bisschen extrem ist.

38:24

<Marcus>Jeder hat ein bisschen was von dem einen oder von dem anderen. <Marcus>Das ist aber nicht weiter schlimm.

38:27

<Marcus>Wir übertreiben es ein bisschen. <Marcus>Denn bei dir, also alles Chico ist, dann hörst du die Folge eh nicht an.

38:35

<Indra>Die Löwenmutter.

38:39

<Indra>Die Frau grenzt den Mann komplett aus nach dem Motto, das Baby ist mein Schatz.

38:45

<Indra>Wie bei Herr der Ringe, wer den Film gesehen hat.

38:47

<Indra>Er wird aus dem Ehebett Schrimsenfalz ausquaktiert und schläft auf dem Sofa.

38:52

<Indra>Sie beäugt alles, was er macht.

38:54

<Indra>Und er macht alles falsch.

38:56

Wie er das Baby hält, wie er es wickelt.

38:59

<Indra>Sie kann das überhaupt nicht ertragen und kaum zuschauen, weil sie Angst um ihren Nachwuchs hat.

39:05

<Indra>Andrea. <Andrea>Naja, das klingt natürlich nach einer Perfektionistin vor dem Herrn.

39:11

<Andrea>Und Perfektionisten sind ja vor allem in einem Gut, in der Suche nach Fehlern.

39:16

<Andrea>Und natürlich findet sie etwas, was er nicht perfekt macht.

39:19

<Andrea>Die Windel zu eng, die Windel zu locker, das Hemdchen zu eng, zu locker, zu kurz, zu lang, was auch immer.

39:27

<Andrea>Und Kinder sind wirklich sehr, sehr, sehr, sehr flexibel.

39:31

<Andrea>Viel flexibler, als man ihnen vielleicht zutrauen würde.

39:34

<Andrea>Die Mutter denkt, sie muss die perfekten Umstände für das Kind schaffen, damit es sich entwickeln kann.

39:40

<Andrea>Aber eigentlich wäre es wichtig, gute Umstände für die gesamte Familie zu schaffen.

39:46

<Andrea>Denn da haben alle am meisten davon.

39:48

<Andrea>Was ist die Message? <Andrea>Lass die Männer wickeln, lass sie ihre Fehler machen.

39:54

<Andrea>Vor allem wissen wir ja gar nicht, ob es wirklich Fehler sind.

39:56

<Andrea>In der Regel überlebt das Baby das. <Andrea>Und auch wenn du denkst, um Gottes Willen, was macht er denn da?

40:02

<Andrea>Er schafft es schon. <Andrea>Und das Vertrauen, was du ihm schenkst und diese Sicherheit, die hat ja auch mit der Bindung von ihm und dem Kind zu tun.

40:09

<Andrea>Und auch wiederum mit dir und ihm.

40:12

<Andrea>Und das ist einfach was, das darf man nicht unterschätzen.

40:15

<Indra>Der Lost Vater.

40:18

<Indra>Jetzt sprechen wir von dem Vater, von dem Markus von auch schon gesprochen hat, der keine richtige Bindung zum Kind aufbauen kann, weil es ja nicht in seinem Körper groß geworden ist.

40:28

<Indra>Die Frau wünscht sich aber so sehr, dass er sich mehr beteiligen würde.

40:32

<Indra>Aber er macht mehr und mehr so sein eigenes Ding.

40:34

<Indra>Er geht damit den Kumpelzweck und sie fühlt sich alleine.

40:37

<Indra>Er fühlt sich verloren.

40:40

<Andrea>Das kann eine Folge von dem Vorherigen sein, nämlich, die Frau traut nichts zu und er irgendwann denkt, naja, ich machs ja sowieso nicht richtig.

40:50

<Andrea>So ist es sehr häufig in der Praxis und steigt natürlich mehr und mehr aus.

40:55

<Andrea>Das heißt, sie kommt irgendwann an den Punkt, wo sie sagt, ich seh mich nicht mehr raus, ich übernehme hier alles, du machst einfach viel zu wenig, weil er sagt, ich hab doch keine Lust, mir jedes Mal diese Kritik anzuhören.

41:07

<Andrea>Er ist also auch überfordert.

41:10

<Andrea>Und wenn du ihn mal machen lassen würdest und ihm die Chance geben, dass er eine Verbindung nachholt, die du neun Monate länger hattest, kommt es dir zugute und dem Kind zugute.

41:28

<Marcus>Das Madonna-Syndrom klingt despektierlich, heißt aber tatsächlich so.

41:32

<Marcus>Männer finden die Mutter als Frau plötzlich sexuell nicht mehr attraktiv.

41:38

<Marcus>Sie ist jetzt irgendwie auf dem Status einer heiligen Mutter, die heilige Mutter, die man nicht mehr anfassen darf.

41:44

<Marcus>Er sieht sie ein bisschen wie seine Mutter, aber sie ist nicht mehr die Hure, die er sich auch wünscht.

41:50

<Andrea>Das klingt jetzt schon sehr hart, Markus, was du da sagst.

41:53

<Andrea>Ich würde da gerne noch ein bisschen nachjustieren.

41:56

<Marcus>Ich habe das mal ganz krass gesagt. <Indra>Aber am Ende des Tages ist es richtig, was du sagst.

42:04

<Andrea>Es kommt tatsächlich immer wieder vor, dass sozusagen die Frau in der Zweierbeziehung eine andere Rolle hatte als dann in der Dreierbeziehung.

42:12

<Andrea>Und die Frau, je nachdem, was der Mann auch in seiner Herkunftsfamilie erlebt hat, die Frau, wenn sie Mutter wird, auf so einen Sockel gestellt wird, sodass sie wirklich so ein bisschen Madonnenartig wird.

42:25

<Andrea>Und mit einer Madonna kann ich natürlich keine Sexualität haben wie früher mit einer Frau.

42:31

<Andrea>Das heißt so ein bisschen heilige Hure-Syndrom.

42:33

<Andrea>Das hat natürlich nichts mit Hure zu tun, um Gottes Willen.

42:35

<Andrea>Aber es soll nur zeigen, es heißt wirklich so.

42:38

<Andrea>Und das ist natürlich für eine Beziehung, wenn eine Frau, ein Kind und ein Mann zusammenleben, sehr, sehr schwierig.

42:46

<Indra>Und was macht man dann? <Andrea>Das muss man eigentlich ansprechen und klären und eben auch letztendlich daran arbeiten.

42:52

<Andrea>Was ist da passiert? <Andrea>Und da gibt es mit Sicherheit irgendetwas in der Herkunftsfamilie, wo man vielleicht, wenn er das möchte, dran arbeiten kann.

43:00

<Indra>Das Superheld-Problem.

43:02

<Indra>Andersrum gibt es das ganz genauso. <Indra>Frauen finden den sorgenden Familienvater mit dem Kinderwagen sexuell nicht mehr attraktiv, es sei denn der Kinderwagen ist ein Ferrari.

43:12

<Indra>Nein, aber die Frauen fragen sich, wo ist jetzt mein cooler sexy Typ geblieben?

43:17

<Indra>Andrea, was kann man da machen? <Andrea>Boah, ich sag's euch, wie es ist.

43:22

<Andrea>Ich sag's auch den Männern oft.

43:24

<Andrea>Ich beneide sie nicht.

43:26

<Andrea>Dieses ganze Rollenverschiebungsgeschiss, was wir den letzten Jahrzehnten haben.

43:32

<Andrea>Ich hab manchmal das Gefühl, wirklich, da hab ich echtes Mitgefühl mit den Männern.

43:37

<Andrea>Die wissen gar nicht mehr, wie sie's machen sollen, weil wie sie's machen, ist es irgendwie nicht richtig.

43:42

<Andrea>Geh ich in Elternzeit, schieb ich den Kinderwagen, dann bin ich ein Lappen.

43:46

<Andrea>Wenn ich das nicht mache, wenn ich zum Fußball geh, dann bin ich ein egoistischer Arsch.

43:50

<Andrea>Was sollen sie eigentlich machen? <Andrea>Natürlich geht es nicht um das Entweder-oder, es geht um das Sowohl-als-auch.

43:55

<Andrea>Das heißt, im Grunde genommen geht es darum, wie kann ich Mann bleiben, wie kann ich Frau bleiben, auch im Rahmen der Partnerschaft, und wie kann ich trotzdem ein guter Vater oder eine gute Mutter sein.

44:05

<Andrea>Und das ist ja etwas, wenn wir nicht das Glück hatten, von unseren Eltern das perfekt gelernt zu haben.

44:10

<Andrea>Woher sollen wir es wissen? <Andrea>Und wir lernen das erst in einer Beziehung.

44:14

<Andrea>Wir lernen erst, ein guter Partner zu werden in einer Liebesbeziehung.

44:18

<Andrea>Und wir lernen auch erst Eltern, wenn wir in dieser Situation sind.

44:22

<Marcus>Spassel war ich jetzt ein Waschlappen oder war ich der Superheld?

44:29

Pfff, das ist ja super, wenn er beides war.

44:32

<Indra>Nein, ein Waschlappen würde ich das... <Indra>ne, bin ich nicht.

44:34

<Indra>Ich fand es immer sehr zauberhaft. <Indra>Ich finde es zauberhaft, also ich persönlich, einen Mann zu sehen, der toll mit kleinen Kindern umgehen kann.

44:42

<Indra>Ich liebe Männer, die mit Kindern und Hunden gut können.

44:46

<Indra>Wenn sie das nicht können, interessieren sie mich nicht.

44:49

<Andrea>Und das erwärmt auch jedes Frauenherz.

44:51

<Andrea>Das kann ich auch immer nur wieder sagen.

44:54

<Andrea>Wenn der Mann gut zu den Kindern ist, dann ist die Frau sein.

44:58

<Marcus>Ich glaube, das hat so etwas mit so einem Selbstverständnis zu tun.

45:00

<Marcus>Ich glaube, man muss sich gar nicht so viel Gedanken machen, welche Rolle man denn jetzt einnehmen muss.

45:04

<Marcus>Ich habe mir da überhaupt keine Gedanken gemacht, soll ich jetzt den Kinderwagen schieben oder nicht.

45:07

<Marcus>Das habe ich einfach gemacht. <Marcus>Ich habe mir gedacht, ich mache da mit und fertig.

45:11

<Marcus>Und dann war das auch okay. <Marcus>Wenn ich mir da vorher darüber Gedanken gemacht habe, wie will ich denn sein, das ist, glaube ich, eher schwierig.

45:16

<Marcus>Aber da kommen wir zum nächsten und das ist das Generationenproblem.

45:19

<Marcus>Jeder lebt unbewusst das, was er als Kind selbst erlebt hat.

45:24

<Marcus>Und wenn es dann schlimm war oder wenn es doof war, dann wahrscheinlich das extreme Gegenteil.

45:28

<Marcus>Das kann auch sein. <Marcus>Und nun sind wir in einer anderen Zeit.

45:33

<Marcus>Kein Mann unserer vorherigen Generation hat Babys gewickelt.

45:38

<Marcus>Kinder waren Frauensache, Männer waren die Ernährer.

45:41

<Andrea>Und man muss ja auch wissen, früher waren die Männer ja bei einer Geburt gar nicht dabei.

45:45

<Andrea>Also das ist ja heute fast schon peinlich, wenn einer nicht dabei ist.

45:49

<Andrea>Und im Grunde genommen, wie, du warst da nicht dabei.

45:52

<Andrea>Was ist denn das da für eine Sache? <Andrea>Ja, um Gottes Willen.

45:56

<Andrea>Und früher war das ja einfach so. <Andrea>Ich weiß nicht mehr, wann es anfing, Mitte der 70er.

46:00

<Andrea>Da hat es erst angefangen, dass Männer überhaupt... <Marcus>Das war vorher Frauensache.

46:03

<Andrea>Da durften Männer nicht in den Kreißsaal.

46:05

<Indra>Und man darf ja auch nicht vergessen, unser aller Leben ändert sich gerade unfassbar schnell.

46:11

<Indra>Wir haben den technischen Fortschritt.

46:13

<Indra>Ich sage nur KI, künstliche Intelligenz.

46:16

<Indra>Dann haben wir hier Kriege, Pandemien, Klimawandel, die MeToo-Bewegung, Black Lives Matter.

46:22

<Indra>Wir sind total im Umbruch. <Indra>Mann-

46:25

<Indra>und Frauenrollen finde ich auch extrem.

46:28

<Indra>Ich glaube, so etwas gab es in unserer ganzen Geschichte überhaupt noch gar nicht.

46:31

<Indra>Das schafft Konflikte bei allen, da bin ich mir sicher.

46:34

<Indra>Da muss man sich einfach nur bewusst drüber sein.

46:36

<Andrea>Ganz genau, so sehe ich es auch. <Marcus>Also grundsätzlich würde man ja denken, man bräuchte nur mehr Verständnis für den anderen oder müsste nur in der Situation über die Situation reden.

46:55

<Marcus>Aber gerade in der Situation ist das ja gar nicht so einfach.

46:58

<Marcus>Vielleicht sogar unmöglich, wenn beide gerade am Limit sind und in der Situation emotional.

47:02

<Andrea>Ja, und das Problem beginnt ja eigentlich da, nämlich bei mir.

47:07

<Andrea>Und ich denke, man muss differenzieren zwischen bin ich egoistisch oder bin ich eigenverantwortlich.

47:12

<Andrea>Und wenn ich eigenverantwortlich bin, muss ich mir die Zeit nehmen für mich, um Verständnis für mich zu generieren.

47:19

<Andrea>Weil wenn ich anfange, beim anderen das einzufordern, das funktioniert nicht.

47:23

<Andrea>Das heißt, jeder müsste im Grunde genommen für sich erst mal gucken, was erwarte ich, was brauche ich, um gut für mich selbst sorgen zu können.

47:30

<Andrea>Denn nur wenn ich das kann, bin ich auch in der Lage, stabil zu bleiben.

47:36

<Andrea>Und nur wenn ich stabil bin, kann ich überhaupt mit dem anderen in eine Augenhöhen-Diskussion gehen, wo ich eben nicht du Arsch und du machst alles und immer und überhaupt und ich lass mich scheiden und es ist doch alles hier zu kotzen.

47:49

<Andrea>Sondern ich bleibe auf einer Augenhöhe und sage dem anderen, wie es mir geht und habe vielleicht auch die Möglichkeit zu hören, was sagt er eigentlich, das vielleicht irgendwie noch ein bisschen aufzunehmen, dass ich nicht in der totalen emotionalen Drama-Geschichte da drin stecke.

48:02

<Indra>Und man muss sich glaube ich auch einfach Zeit nehmen für einen da, oder?

48:06

<Andrea>Absolut. <Indra>Ich finde auch, setzt euch zusammen und erzählt euch, wo ihr herkommt.

48:11

<Indra>Wie war das für in euren Familien mit Mama und Papa?

48:15

<Indra>Welche Muster habt ihr da im Gepäck? <Indra>Von denen hat Andrea vorhin auch schon erzählt.

48:19

<Indra>Auf was muss sich jeder so einstellen? <Indra>Und ich glaube, je mehr allen bewusst ist von einem selbst und auch vom Partner, umso besser ist es, weil man sie einfach vorbereitet.

48:29

<Andrea>Genau. <Marcus>Und ich glaube, man muss sich das vornehmen, weil wenn du im Alltag bist und dem Hamsterrad, wenn du da drin bist, dann ist es ganz schwer zu sagen, okay, jetzt lass uns heute mal schnell was essen gehen.

48:39

<Marcus>Ich weiß nicht genau, das geht nicht spontan. <Marcus>Man muss das eher planen.

48:43

<Marcus>Jeder kennt die Situation, wenn er in einem Fitnessstudio ist oder Sport machen will und dann ist irgendwie viel los, dann denkt er sich, ach, den Sport lass ich jetzt weg.

48:50

<Marcus>Und genauso ist es, wenn man in der Partnerschaft ist und das Hamsterrad schlägt zu und die Kinder sind wahnsinn, dann lässt man das Gespräch zur Zweit eben weg.

48:59

<Marcus>Und da muss man was gegen tun. <Marcus>Das kann man am besten planen.

49:03

<Marcus>In der Situation klappt es sicherlich nicht, wenn gerade alle am Limit sind.

49:05

<Indra>Und Andrea, der wichtigste Tipp von dir.

49:09

<Andrea>Eine Beziehung braucht Pflege und diese Zeit, die es für die Pflege braucht und diesen Aufwand, den muss man sich nehmen.

49:16

<Andrea>Den muss sich jeder Einzelne nehmen. <Andrea>Freischaufeln, die Nachbarin fragen, die Oma fragen, ich weiß nicht wen auch immer fragen.

49:23

<Andrea>Jeder freut sich, wenn er mal ein paar Stunden ein kleines Baby schuckelt.

49:26

<Andrea>Ich kann einfach wirklich nur davor warnen, wenn die Paarbeziehung aus dem Fokus gerät, dann fangen die Probleme erst an.

49:33

<Andrea>Das passiert nicht nach drei Tagen und auch nicht nach drei Wochen.

49:36

<Andrea>Sondern ich rede jetzt hier von einem dauerhaften Zustand, der natürlich zu einer Schieflage führt.

49:41

<Andrea>Und da reagiert dann jedes Paar eben entsprechend anders.

49:45

<Indra>Also, liebe Hörerinnen, liebe Hörer, vielleicht bekommt ihr gerade ein Baby.

49:50

<Indra>Dann sagen wir herzlichen Glückwunsch. <Indra>Oder ihr habt schon Kinder bekommen.

49:53

<Indra>Auch dann sagen wir herzlichen Glückwunsch. <Indra>Ja, es kann schwierig werden.

49:57

<Indra>Vielleicht ist es bei euch auch gerade schwierig.

50:00

<Indra>Aber unsere Message an euch, ihr seid damit nicht allein.

50:04

<Indra>Das geht ganz, ganz vielen so. <Indra>Sie erzählen es nur nicht.

50:08

<Indra>Und? <Marcus>Ja, wenn ihr alles wisst, was wir euch erzählt haben.

50:11

<Marcus>Wenn ihr nicht so viele Dinge persönlich nehmt in der Situation, wenn sie auftreten und wenn ihr immer wieder versucht, euch in den Partner hineinzuversetzen, dann kann das gut klappen.

50:20

<Marcus>Und ihr werdet es auf jeden Fall überleben.

50:23

<Marcus>Wir haben es auch überlebt. Und zwar alle.

50:26

<Marcus>Ganz schön, dass ihr heute da wart. <Indra>Vielen Dank fürs Zuhören.

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